Freitag, 19. September 2003

Karstädter zwischen zwei Stühlen: ZkWAL-Austritt, ja oder nein? 
Dr. Windus: Unser Ziel ist Gebührensenkung

Karstädt 

Die Gemeindevertretung des 700 Einwohner zählenden Ortes Karstädt an der B 191 muss bald eine schwierige Entscheidung treffen. Soll sie weiter mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband ZkWAL zusammenarbeiten oder sich von ihm aus Kostengründen trennen? In einer öffentlichen Zusammenkunft heute um 19 Uhr im örtlichen Gemeindehaus soll nochmals das Für und Wider abgewogen werden. 


"Eine Entscheidung wird heute Abend aber sicher nicht fallen", dämpft Bürgermeisterin Kriemhilde Franck allzu hohe Erwartungen. Schließlich zieht sich das Austrittsbegehren auch schon über zweieinhalb Jahre hin. "Der Zweckverband war bis jetzt einfach zu teuer für uns", benennt die 50-Jährige den Hauptgrund. Mit dem vergleichsweise hohen Abwasserpreis - er liegt in Karstädt derzeit bei 6,43 Euro pro Kubikmeter - könnten viele Einwohner nur schwer leben. "Schließlich gibt es in unserer Gemeinde viele Arbeitslose und Ältere." Etwa die Hälfte aller Haushalte sei bereits an eine Vakuumentwässerung angeschlossen. Anlaufschwierigkeiten, hohe Betriebskosten, Lärmbelästigungen sowie Einschränkungen hätten für großen Unmut bei den Karstädtern gesorgt, sagt Kriemhilde Franck. 


"Wir wollen das technische Konzept des ersten Bauabschnittes auf den Prüfstand stellen und Verbesserungsvorschläge sowie Alternativen dazu erarbeiten", kündigt indes Dr. Reinhard Windus an. Der 48-Jährige ist seit Juni Geschäftsführender Leiter des Zweckverbandes kommunaler Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Ludwigslust und angetreten, den finanziellen Karren aus dem Dreck zu ziehen. "Der ZkWAL ist nach jahrelanger Misswirtschaft nun endlich dabei, sich langsam aber sicher wirtschaftlich zu konsolidieren. Es gilt dabei immer noch das Solidarprinzip. Doch hier sind alle Partner aufgefordert zusammen zu stehen", so Windus. "Nur der Zusammenhalt ermöglicht mittelfristig Perspektiven in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht auch für die Karstädter. Eine kurzfristige Gebührensenkung ist nicht möglich. Unser Ziel ist es aber, mittel- bis langfristig gesehen, die Gebühren zu senken." 


Eine Neukalkulation der Gebühren für den ersten und später den zweiten Bauabschnitt, schloss der ZkWAL-Leiter nicht aus. "Wir prüfen auch den Einsatz von Fördermitteln im geplanten 2. Bauabschnitt, bei dem die zweite Hälfte der Karstädter Haushalte kostengünstig ans Abwassernetz angeschlossen werden soll." Außerdem wolle man mit den Stadtwerken über den Trinkwasserpreis neu verhandeln. "Die Vorteile des ZkWAL überwiegen die Nachteile eines Austritts", ist sich Windus sicher. 


Nach Angaben des ZkWAL belaufen sich die in Karstädt getätigten Investitionen bislang auf etwa 800000 Euro. Eine Summe, die die Karstädter dann als Schuldensack aufgehuckt bekommen. "Bisher waren die Gemeindevertreter durchweg der Ansicht, wir sollten den Zweckverband aus Kostengründen verlassen. Dennoch sollten wir abwarten, was uns Herr Windus heute Abend zu sagen hat. Es wäre auch schön, wenn sich viele Karstädter dazu einfinden würden", sagt Kriemhilde Franck. 


Sollte die Gemeindevertretung dann nach sorgfältigster Abwägung ihre Entscheidung getroffen haben, werde eine Einwohnerversammlung einberufen, verspricht die Bürgermeisterin. "Schließlich wollen wir die Karstädter auf dem Laufenden halten." Welche Variante sie selbst favorisiert, wollte uns Kriemhilde Franck nicht verraten. "Ich bin mir sicher, die Gemeindevertretung wird nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden." 

Thorsten Meier 


Bürgerinitiative gegen überhöhte Kommunalabgaben im Landkreis Ludwigslust e.V.
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Geschäftsführender Vorstand: Ingo Mattner und Dieter Langer
 Haftungsausschluss |  | Stand: 23.09.2003 | webdesign thomas hein